Derzeit geben die meisten Rapsbestände Anlass zu einer vorsichtigen Hoffnung auf bessere Erträge als in den Vorjahren. Grund ist der nahezu ideale Witterungsverlauf im Herbst und Frühjahr trotz der Trockenheit im Frühjahr. Ertragseinbrüche zeichnen sich im Nordosten und in der Mitte Ostdeutschlands ab, wo es seit März kaum mehr als 30 mm geregnet hat, vor allem in der Mitte Deutschlands vom Rheinland bis Sachsen tritt auch wieder die Knospenwelke mit einer Dezimierung des Schotenansatzes am Haupttrieb und an den oberen Verzweigungen.
Generell aber müssen wir uns in Zukunft auf niedrigere Rapserträge einstellen. Ursachen für die rückläufigen Rapserträge:
- Begrenzender Faktor Nr. 1 für den Rapsertrag ist der Raps selbst: Zum einen die Häufigkeit des Rapsanbaus mit der Folge der Belastung durch Fruchtfolgekrank-heiten, vor allem mit Verticillium. Im Laufe der Zeit stellt sich zwangsläufig Ausfallraps ein, wenn Stoppelbearbeitung und Ackerhygiene nicht konsequent durchgeführt werden. Durchwuchsraps erhöht die Konkurrenz im Rapsbestand. Dadurch wird die Leistungsfähigkeit der (gesäten) Einzelpflanzen eingeschränkt und der Bestandesaufbau und die Bestandesführung in Frage gestellt. Zudem verstärkt Durchwuchsraps aufgrund der räumlichen Nähe die Weiterverbreitung bodenbürtiger Krankheiten, z.B. von Verticillium und Wurzelhals-Sklerotinia sowie die Entwicklung aggressiver Kohlhernie-Rassen in gegen Kohlhernie resistenten Rapssorten.
- Nicht zu unterschätzen ist auch die Auswirkung der Rapsanbaudichte und der Nachbarschaftsverhältnisse in einem Gebiet: Krankheiten wie Phoma und Schädlinge wie Kohlfliegen, Rapserdfloh. Kohlmotten bzw. Rübsenblattwespen oder Stängel- und Schotenrüssler-Arten, auch der Rapsglanzkäfer haben ihren Ursprung auf benachbarten Schlägen, auf denen im Vorjahr Raps stand. Die Belastung mit Schaderregern nimmt deshalb zwangsläufig zu, je mehr Raps in der Nachbarschaft angebaut wurde. Augenscheinlich ist die stärkere Belastung auf Vorgewänden, die vorjährigen Rapsschlägen benachbart sind. Auf großen Schlägen bzw. durch die Zusammenlegung von Rapsschlägen zu größeren Gewannen wird das Befallsrisiko durch einfliegende Schaderreger und der negative Einfluss der Vorgewändes deutlich eingeschränkt. Das gilt auch für die Übertragung des Wasserrübenvirus (TuYV) durch Blattläuse.
- Die Fruchtfolgeproblematik verschärft sich zwangsläufig, je häufiger Raps und generell Kreuzblütler auf einem Schlag stehen. Verstärkt wird sie durch die Begrünung, in der Durchwuchsraps nicht bekämpft werden darf und/oder mit dem Raps verwandte Kreuzblütler (Senf, Ölrettich) mitausgesät werden. Kreuzblütler haben als Zwischenfrucht in Rapsfruchtfolgen nichts zu suchen. Zudem nahm die Belastung mit Kreuzblütlern durch Unkräuter wie Hirtentäschel- oder Hellerkraut, Ackersenf, Hederich und Raukenarten im Raps selbst durch die Einschränkung des Clomazone-Einsatzes stark zu. Wenn wir Raps nur alle 4 bis 5 Jahre anbauen und wenigstens einmal eine Sommerkultur (Zuckerrüben, Mais, Leguminosen (Soja), Hafer oder auch Sommergerste) dazwischenschalten, liegen Rapserträge um 8 bis 12 % höher.
- Unzureichende P-Versorgung: Mehr als die Hälfte der Ackerbaustandorte sind nicht ausreichend mit Phosphor versorgt: Vor allem (Teil-) Flächen mit hohem Ertragspotential fallen in der P-Versorgung ab, wenn auf Dauer mehr entzogen als gedüngt wurde. Raps (und Wintergerste) reagieren auf schwache P-Versorgung stärker als der Weizen, weil das Wachstum zum Großteil im Herbst mit abnehmenden Temperaturen erfolgt. Niedrige Temperaturen schränken die Beweglichkeit und die Aufnahme von Phosphor aus dem Boden ein. Die Reaktion auf die knappe P-Versorgung wird verstärkt, wenn der Raps infolge der Schädlingsbelastung und deren nicht mehr möglichen wirksamen Bekämpfung oder auch wegen der Düngeverordnung später gesät werden muss. Dadurch wird das Wachstum des Raps noch mehr in die kalte Jahreszeit hinein verschoben. Zudem bewirkt der Schädlingsfraß an der Wurzel eine weitere Einschränkung der P-Aufnahme.
- Das Verbot der Neonicotinoid-Beizung wirkte sich örtlich dramatisch auf das Wachstum und den späteren Rapsertrag aus. Den heutigen 00-Rapssorten enthalten kaum noch Eurucasäuren und Glucosinolate, die alte Rapssorten vor Schädlingen und Krankheiten schützten. Damit sind die heutigen Sorten ohne wirksame Insektizidbeize schutzlos Erdflöhen. Kohlfliegen und selbst den Blattläusen ausgesetzt, die das Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV) übertragen.
Aus diesem Grund überlegen viele Landwirte aus dem Rapsanbau auszusteigen und im Süden und Osten Mais oder auch Soja anzubauen. Im Norden und Nordosten gibt es aber keine Alternative zum Raps als (Winter-) Blattfrucht. Dort bleibt nur die Möglichkeit, die Rapsfruchtfolge zu erweitern.
Copyright by N.U. Agrar GmbH