Raps im Herbst kürzen
Der Raps beginnt zu schossen, wenn im 6-Blattstadium noch langer Tag - bei aktuellen Sorten mit 12 - 13 Stunden - herrscht. Der vom Wurzelhals abgehobene Spross friert zum einen häufig ab, wenn das Blätterdach durch Frost flachgedrückt wird und der Vegetationskegel ohne Schutz der Kälte ausgesetzt ist.
Zum anderen wird durch das frühzeitige Strecken die Entwicklung tiefer angesetzter Verzweigungen benachteiligt und damit die Schotenzahl je Pflanze begrenzt.
Je früher der Raps das 6-Blattstadium erreicht, umso höher ist der Bedarf an Wachstumsreglern. Das gleiche gilt auch für Standorte mit langer Vegetation im Herbst. Auch der Standraum beeinflusst die Streckung: Je enger der Standraum, umso früher beginnt der Raps zu schossen.
Sortenunterschiede spielen eine Rolle: Am intensivsten müssen die Sorten Avatar, Compass, DK Expower, Exocet, Müller24, NK Linus, NK Petrol, Sherpa, Treffer, Visby, PR46W26 gestaucht werden, während viele Liniensorten z.B. Galileo, Kadore, King 10 und die Hybriden DK Eximus, Dimension, Genie, NK Nemax, PR46D06, PR46W20 mit weniger Wachstumsregler-Aufwand auskommen.
Als Wachstumsregler im Raps stehen folgende Wirkstoffe zur Verfügung
- Azole (z.b. Tebuconazol, Metconazol, Difenoconazol, Paclobutrazol)
- Mepiquat
- Trinexapac (im Frühjahr)
Zur Wachstumsregulierung sind im Herbst im Winterraps vorwiegend Azole zugelassen. Das Carax enthält zusätzlich das Mepiquat als reinen Wachstumsregler. Die Wachstumsregler im Herbst sollten vor einer intensiven Streckung eingesetzt werden. Sie greifen in die ersten Schritte der Gibberellinsynthese ein.
Frühsaaten und sehr frohwüchsige Sorten (Ausnahme bei später Aussaat) können mit einem stark wirksamen Wachstumsregler oder Kombinationen behandelt werden. Bei milder Herbstwitterung ist auch eine 2. EK möglich. Auf leichten Böden oder bei Trockenheit kann auch eine Splittung durchgeführt werden. Die fungizide Wirkung sollte nicht vergessen werden. Derzeit sind Peronospora und vereinzelt Phoma lingam auf den Blättern bzw. der Blattunterseite zu beobachten.
Wenn der Raps bis Ende September keine 6 Blätter gebildet hat, ist das Streckungsrisiko im Herbst gering. Diese Bestände benötigen keine starke Einkürzung. Es kommt dann eher auf eine fungizide Wirkung an. Azole haben neben der wachstumsregulatorischen Wirkung auch eine fungizide Wirkung gegen Phoma lingam, Peronospora, Cylondosporium etc.
Die fungizide Wirkung des Carax resultiert aus dem Metconazolanteil. Dieser ist allerdings auf 30 g/l Metconazol, also auf die halbe Konzentration des Carambas reduziert. Unter feuchten Witterungsbedingungen und bei stärkerem Phomabefall ist eine Kombination aus Carax + Azol empfehlenswert.
Stärkerer Phomabefall auf den Blättern ist - abhängig von der Sorte - nach mehreren Tagen mit anhaltendem Regen und Wind bei Temperaturen über 10 °C zu erwarten. Gefährdet sind vor allem Bestände, in deren Nachbarschaft im Vorjahr Raps angebaut wurde, dessen Stoppeln an der Bodenoberfläche geblieben sind oder wenn Ausfallraps nicht rechtzeitig beseitigt wurde.
Unterdosierte bzw. „minimale“ Aufwandmengen erzielen nicht die notwendige fungizide Wirkung, es entsteht eher ein erhöhtes Resistenzrisiko. Beispielsweise sind für Bekämpfung von Phoma lingam am Wurzelhals mindestend 175 g/ha Tebuconazol notwendig.